Ankunft mit Widrigkeiten

Moussa Dansokho erinnert seine Ankunft auf dem Flughafen Berlin Schönefeld

Ich kam im Sommer 1982 vom Senegal über Belgien mit der Interflug in die DDR. Gegen 15.00 Uhr landete unsere Delegation auf dem Flughafen Schönefeld. Alle anderen aus der Gruppe sollten zu Weiterbildungen an die Bezirksparteischule Frankfurt/Oder weiterreisen, weshalb ich etwas allein in der Halle stand. Der Dolmetscher, der sie begleitete, sagte zu mir: „Ja, Sie warten hier. In einer Stunde spätestens wird Sie jemand abholen vom Ministerium für Hochschulwesen. Und der wird Sie dann zum Zug begleiten und Sie fahren direkt nach Weimar, wo Sie dann die Sprache lernen werden.“ Ich schaute mir Worte auf Werbeplakaten an, zählte mehr als dreißig Buchstaben für nur ein Wort und dachte, diese Sprache werde ich nie beherrschen. Also fragte ich den Dolmetscher: „Entschuldigung, in welcher Sprache werde ich studieren?“ und er antwortete: „Natürlich in deutscher Sprache.“ Bei meiner Abreise hatte ich gedacht, ich werde in Französisch studieren und Deutsch dazu lernen. Das stellte sich nun als Irrtum heraus. Noch etwas anderes stellte sich als Irrtum heraus – ich wurde nicht abgeholt. Ich stand in der Halle und wartete. Zwei Stunden vergingen, drei, es wurde Abend, kalt und windig. Dann waren meine Zigaretten alle. Ich habe die ganze Nacht bis zum nächsten Tag dort verbracht. Wieder gegen 15.00 Uhr kam derselbe Dolmetscher, um eine andere Delegation abzuholen und sah mich an gleicher Stelle stehen. Er war ganz außer sich und entschuldigte sich viele Male. Sie brachten mich in ein Restaurant, aber ich konnte nicht richtig essen und trinken, ich war einfach nur müde. Dann begleiteten sie mich zum Zug und gaben mir einen Zettel mit der Reiseroute nach Weimar in die Hand. „Wenn Sie Weimar hören“, sagten sie, „dann steigen Sie aus.“ Die ganze Zeit hielt ich den Zettel in der Hand und am Abend stieg ich in Weimar aus.

Moussa Dansokho, 2021