Aus Vietnam zum Studium in die DDR

Vu Thi Hoang Ha erinnert sich an ihre erste Ankunft als Studentin in der DDR

Ich lebe insgesamt so um die 40 Jahre in Deutschland. Zum ersten Mal kam ich als Studentin nach Leipzig. Das war im September 1978. An der Karl-Marx-Universität studierte ich Germanistik bis 1984. Zu diesem Studium wurde ich delegiert. In Vietnam herrschte Nachkriegszeit und das Land war sehr arm. Es delegierte seine besten Schülerinnen und Schüler zum Studium ins Ausland, damit sie nach ihrer Rückkehr das Land in leitenden Funktionen wieder aufbauen konnten. Das Leben in Leipzig war für mich eine schöne Zeit. An der Leipziger Uni, die damals von vielen internationalen Studenten besucht wurde, konnten wir ideal studieren. Wir erlebten eine solidarische Atmosphäre, in der uns die deutschen Kommilitonen vielfältig unterstützten. Das Germanistikstudium hat mir sehr gut gefallen und mit Hilfe der deutschen Studentinnen und Studenten ging auch das Erlernen der deutschen Sprache gut voran.

Als ausländische Studenten wurden wir bevorzugt behandelt. Wir unternahmen lange Exkursionen zu solchen Orten, die für die Entwicklung der deutschen Kultur und Literatur wichtig waren. Ich erinnere mich an fünf Tage im Harz oder an eine fünftägige Exkursion nach Weimar auf den Spuren von Goethe und Schiller. Auch organisierte die Universität Winterferienlager nur für uns als ausländische Studierende. Das war schon eine besondere Betreuung, wofür es natürlich politische Hintergründe gab. Die DDR unterstützte mit anderen sozialistischen Staaten Länder wie Vietnam oder Dritte-Welt-Staaten, um sie auf die Seite des Ostblocks zu ziehen. Ich finde, das war ein wichtiger Beitrag und diese Länder sind bis heute dankbar für diese Hilfe.

Vu Thi Hoang Ha, 2021