Thuat Ha Sy kommt 1981 als Vertragsarbeiter in die Oberlausitz. Er arbeitet im Kombinat Fortschritt Landmaschinen im Zuschnitt und Metallbearbeitung der Mähdrescherproduktion. Er lebt im Wohnheim und arbeitet im Dreischichtsystem. Im Vertrag wird ein fester Zeitraum vereinbart, in welchem er in der DDR arbeiten soll. Verlängerungen sind möglich, aber insgesamt ist nicht vorgesehen, dass die Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeiter sich in der DDR langfristig niederlassen. In seiner freien Zeit geht er mit Freunden feiern und lernt seine heutige Ehefrau kennen. Sie ist Deutsche, ihre Eltern sind zunächst vom vietnamesischen Freund nicht begeistert sind. Als sie heiraten wollen, stoßen sie auf Vorschriften in den bilateralen Verträgen, denn Heiraten von Vertragsarbeiterinnen und Vertragsarbeitern sind unerwünscht und mit hohen Barrieren verbunden. Um von den vietnamesischen Behörden eine Genehmigung zur Eheschließung zu bekommen, muss Herr Ha Sy einen Betrag von 8000 Mark an den vietnamesischen Staat zahlen. Ein hoher Betrag in dieser Zeit für alle. Sie schaffen es nur, weil alle zusammenlegen, einen Teil finanzieren die zukünftigen deutschen Schwiegereltern.

Herr Ha Sy hat die Bescheinigung der vietnamesischen Behörden aufgehoben, um sie seinen beiden Kindern, mittlerweile erwachsen, zu zeigen. Mit seiner Ehefrau lebt er heute in Bischofswerda in der Oberlausitz und hat am 29. September 2021 am Zeitzeugengespräch in Bautzen teilgenommen.